Unterschiedlichen Jagdarten, Jagdhund und spannende Geschichten darüber Teil II

Unterschiedlichen Jagdarten, Jagdhund und spannende Geschichten darüber Teil I

Dachse waren ihr sehr bald gleichgültig. Die Hündin erkannte wohl, dass sie dort mit ihrer Taktik nichts erreichen konnte, und begnügte sich dann mit ein paar Minuten Geschimpfe. Denn schließlich musste man zeigen, dass man da war. Später ignorierte sie den Grimbart ganz und fuhr gar nicht erst ein, wenn er allein zu Hause war. Auch das war mir lieb.

Vielleicht wird jetzt mancher alte Baujäger mitleidig lächeln. Was ist schon so ein feiger Baukläffer gegen einen schneidigen Kämpfer, der jedes Gefecht annahm! Ich glaube nicht, dass mein schwarzer Schuft feige war. War ein Fuchs krankgeschossen, so ging er ihn rücksichtslos an und würgte ihn, und manche Narbe bewies, dass er notfalls seine Waffen mit dem NiteSite Nachtsichtgerät gebrauchen konnte. Nur mit dem Kopf durch die Wand, davon hielt Schufti nichts.

Wozu auch, wenn ein wenig List schneller und gefahrloser zum Ziel führte! Wir haben häufig in wenigen Stunden fünf, sechs Füchse zur Strecke gebracht, und die Gesamtzahl der von ihr gesprengten Füchse geht in die Hunderte. Letzten Endes zählt der Erfolg. Es waren für mich mit die schönsten Stunden im Revier, wenn ich draußen vorm Baum stand, und drinnen tobte und polterte die wilde Jagd, bis der rote Blitz herausfuhr. Jedenfalls habe ich keinen Hund erlebt, und es waren bewährte, scharfe Kämpfer darunter, mit dem ich lieber gejagt hätte als mit Schufti.

Und dann die Kaninchen, na, das war ein Spaß! Schufti verstand ihre Sache vorzüglich. Vom November bis Februar waren wir fast jeden Sonntag ein paar Stunden draußen, und es klappte immer. Die großen Nadelholzdickungen in dem Hauptkaninchenrevier waren weitgehend durch schmale Zwischenschneisen aufgeschlossen, so dass die einzelnen Stücke nicht zu groß waren. Ich hatte dann jemand mit, der mit der Hündin von unten anging und still durchdrückte, während ich an einem der bekannten Pässe stand. Schufti war natürlich Hauptakteur, der spurlaut die Quadrate abjagte. Dabei wusste sie nach wenigen Malen genau, wo ich stand und es kam kaum vor, dass sie weit überjagte. Sie war sehr schnell wieder im Bogen drin und jagte weiter.

Ich habe auch mit anderen Hunden gejagt, mit Stöberhunden und Jagdterriern. Sie waren mir zu hitzig. Schufti machte es gründlich und hatte die Kaninchen bald in Bewegung. Oft kamen sie gar nicht schnell, und nur wenn die Hündin lauthals dem Kanin auf der Spur folgte, flitzte es wie ein grauer Blitz über die Schneise. Dann war man aber vorbereitet, und der schnelle Schuss glückte meist.

Diese kleinen Stöberjagden wurden sehr bald zu einem regelmäßigen Vergnügen am Sonntagmorgen, und es kam selten vor, dass wir nicht mit 10 bis 20 Kaninchen nach Hause kamen. Einmal hatten wir 22 Stück in zwei Stunden, und da ich sauber geschossen hatte (es waren zwei Dubletten darunter), hatten wir wieder einmal Grund, stolz zu sein. Mir bedeuteten diese Stunden mehr als eine noch so gut geleitete Jagd auf Niederwild mit hoher Strecke.

Der Vollständigkeit halber mag gesagt sein, dass ich mit Schufti sogar Hühner schoss. Natürlich apportierte sie nicht, aber sie fand mit tödlicher Sicherheit jedes kranke Huhn und griff es. Hühnerjagd mit dem Teckel, sicher nur ein Notbehelf, aber letzten Endes kommt es darauf an, dass kein krankgeschossenes Wild verlorengeht, und da ist mir ein zuverlässiger Teckel schon lieber als mancher schlechte Hühnerhund.

Dass Schufti in all den Jahren manche erfolgreiche Nachsuche geleistet hat, versteht sich von selbst. Es würde zu weit führen, im einzelnen darauf einzugehen. Ihr Meisterstück mag genügen.

Es war im Januar, als ich telephonisch Nachricht bekam, dass der zuständige Revierförster morgens 9 Uhr ein Schmaltier beschossen hatte. Am Anschuss wenig Schweiß, der direkt in der Fährte lag. Ich konnte erst nachmittags herauskommen, und es war gegen 15 Uhr, als wir uns am Anschuss trafen. Da der Revierförster die Hündin gern führen wollte, stellte ich mich auf den vermeintlichen Wechsel weit vor. Das Stück kam mir lautlos und überfiel in hoher Flucht die schmale Schneise, so dass der hingeworfene Schuss vorbei ging. Wenig später tauchte Schufti, fest im Riemen liegend auf. Der Schweiß in der Fährte war immer noch ganz gering, und wir konnten daraus keinen Schluss ziehen, wo der Schuss saß. Ich hatte auch, als das Stück vor mir die Schneise überfiel, nichts erkennen können.

Nach einiger Überlegung stellte ich mich erneut vor. Eine sehr dichte Fichtendickung grenzte dort an ein etwa 30jähriges Lärchenstangenholz. Lange hörte ich nichts, dann hin und wieder leises Anstreichen, sehr nahe und dann wieder weiter. Und dann hörte ich das leise Jiffen der Hündin, ein Zeichen, dass sie dicht vor dem kranken Stück war. Ich konnte deutlich heraushören, dass die Reise in der nicht sehr großen Fichtendickung hin und her ging.

Inzwischen war es schon recht dämmerig geworden, und es war ein Glück, dass der Revierförster die Hündin nicht schnallte. Eine Hatz wäre kaum noch bei ausreichendem Licht zu Ende zu bringen gewesen.

Im letzten Büchsenlicht stand das Stück plötzlich auf der Trennlinie zu den Lärchen. Es mochten 120 Schritt sein, und ich musste freihändig und sehr schnell schießen. Im Schuss war das Schmaltier verschwunden, auf dem Anschuss Schweiß und ein winziger Knochensplitter. Wir brachen ab.

Am kommenden Morgen gegen 9 Uhr setzten wir Schufti wieder an. Sie nahm die Fährte sofort auf, lag fest im Riemen und führte sicher zum ersten Wundbett. Es war kalt. Etwa 80 m weiter wurde sie lebhaft, zog mit aller Kraft vorwärts und miefte in höchster Erregung. Das zweite Wundbett war sicher erst vor kurzem verlassen. Geschnallt schoss die Hündin mit hellem Fährtenlaut davon, wie es ihre Art war. Die Folge ging durch zwei Jagen, drehte sich im Kreise, ging vor und zurück, und dann erklang Schlag auf Schlag Standlaut.

Unglücklicherweise hatten wir nicht ausgemacht, wer angehen sollte, Revierförster N. hatte die Hündin geführt, er aber meinte, ich sei der Besitzer. So verbellte die Hündin wohl 20 Minuten lang, und als immer noch niemand kam, kam sie zu Revierförster N. zurück, um ihn zu holen, denn er hatte sie ja geführt. Neu angerüdet, stürmte sie los, und nach erneuter kurzer Hatz stellte sie wieder. Wir hatten inzwischen abgesprochen, dass ich den Fangschuss geben sollte, und so arbeitete ich mich heran und konnte dem Stück endlich, 26 Stunden nach dem Schuss, den Fangschuss geben. Können Sie verstehen, mit welcher Dankbarkeit wir den kleinen schwarzen Schuft abliebelten?

Der erste Schuss saß eben über der Schale des linken Vorderlaufes, mein Schuss vom Abend auf der Keule, der Knochen angesplittert, aber nicht zerschlagen. Ja, das war schon eine saubere Arbeit, die die Hündin geleistet hatte.

Und da kommt die Erinnerung an einen warmen Sommerabend, als ich bei letztem Licht auf einen dreijährigen Keiler zu Schuss kam. Kugelschlag, und weg war er. Meine Frau glaubte, 80 m weiter dumpfes Zusammenbrechen zu hören. Man sollte nicht im Sommer spät abends auf eine Sau schießen. Kommt sie nicht zur Strecke, so verhitzt sie. Nun, es war geschehen. Letzte Rettung: unsere Schufti, Sie stand wohl im 4. Feld, hatte sich auf der Wundfährte bereits bewährt. Ich schnallte sie am Anschuss. Wie der Blitz war sie verschwunden. Und dann klang wundervoll klar und regelmäßig der Laut der Hündin aus der Dickung. So regelmäßig in Ton und Folge, dass ich es riskierte, nachzugehen. Und da stand sie und verbellte tot, als wenn es das selbstverständlichste der Welt wäre. Sie ist von diesem Augenblick an Totverbellerin geblieben. Schwarzer Schuft, was konntest du wohl nicht?

Zwölf Jahre lang haben wir zusammen gejagt, auf Fuchs, auf die grauen Flitzer und auf der roten Fährte. Nie hat die Hündin mich enttäuscht. Immer war sie bereit, immer in Form. In den letzten Jahren ließen ihre Kräfte schnell nach. Es fehlte die Ausdauer. Aber es reichte immer noch, um ein, zwei Stunden auf Kaninchen zu stöbern. Es reichte zur Arbeit auf der Wundfährte und zu kurzer Hetze. Noch im 12. Feld arbeitete sie mir den tief waidwund geschossenen Bock, hetzte und stellte ihn immer wieder, bis ich beim dritten Versuch den Fangschuss geben konnte. Mit dem frohen Jagen auf den Fuchs im Bau war es seit Jahren vorbei. Die Tollwut hatte uns da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber vielleicht war das gut, die harte Arbeit im Bau hätte die Hündin sicher schneller verbraucht. So ließ uns das Schicksal Zeit, ein paar Jahre länger gemeinsam zu jagen.

Und nun lag sie kalt und starr in ihrem Zwinger, ihre schmeichelnden Auen konnten nicht mehr betteln: „Nimm mich mit!”. Eine Jagdgemeinschaft, wie sie schöner nicht sein konnte, war vorbei. Lieber schwarzer Schuft, du wirst wohl für lange, vielleicht für immer der Hund meines Jägerlebens bleiben. Du konntest ja alles, ohne dass ich je etwas dazu tat. Du hast mich verwöhnt mit deinem Können. Es war alles so selbstverständlich, was sonst jahrelange Arbeit und Führung bedeutet. Wer wird es dir wohl gleichtun?