Ich gehe mit dem Auto jagen – spannende Jagdgeschichten

„Fahren Sie schneller!” befiehlt der Fremde und zieht sich den Hut noch tiefer ins Gesicht.

„Die Straße ist glatt”, wende ich ein, gebe aber trotzdem eine Spur mehr Gas, blicke kurz zum Tachometer und sehe die Nadel auf 120 km/h sinken.

„Na also”, sagt der Fremde.

Hinter mir höre ich das erregte Atmen Arcos. Jetzt legt er seine Pfote auf meine linke Schulter, und ich weiß, dass er auf den Befehl wartet, den Fremden anzugehen. Da hat man nun einen Hund, einen mächtigen Jagdgebrauchshund von erlesener Abstammung, denke ich bitter, hat ihn zum Schutzhund ausbilden lassen, und nun, wo sich einmal eine echte Gelegenheit bietet, wo ich bedroht werde, bin ich gezwungen, Arco ruhig zu halten.

„Er wird dahinten hoffentlich keine Dummheiten machen”, sagt der Fremde, und ich spüre sein Unbehagen. „Ist er auf den Mann dressiert?”
„Nein”, lüge ich, „er ist noch ziemlich jung.”
„Ich liebe Hunde”, sagt der Fremde, „es täte mir leid, ihn erschießen zu müssen.”

Arcos Pfote zerrt an meiner Schulter, als wolle er mich auffordern, endlich das ersehnte Wort „Fass!” auszusprechen. Ich bin sicher, er würde blitzschnell seine Zähne in das Genick des Fremden graben, aber ich fürchte, der Revolver könnte schneller sein, noch schneller. Arco
weiß, was ein Revolver ist, er hat lernen müssen, dass dies dunkle Ding aus Metall Gefahr bedeutet.

Mein Wagen schleudert etwas in der Kurve, doch ich drücke den Gashebel ganz durch, und so fängt er sich wieder. 130 km/h zeigt die Tachometernadel jetzt an. Arco schiebt seinen Kopf immer weiter vor, ich fühle seinen warmen Atem im Nacken. Soll ich „Fass!” flüstern? Wird es Arco durch das hohe Summen des Motors hören? Oder gar der Fremde? Vielleicht hat er gute Ohren. Sein Revolver ist auf meinen Bauch gerichtet.

„Warum haben Sie mich nicht aussteigen lassen?” frage ich. „Sie hätten allein fahren können.”
Der Fremde lachte kurz auf: „Und Sie hätten die Polizei verständigt. Ich bin kein Anfänger. Außerdem kann ich nicht fahren.” – „Ein Verbrecher, vor allem, wenn er kein Anfänger mehr ist, müsste in erster Linie Auto fahren können”, entfährt es mir.

„Mäßigen Sie Ihren Ton”, sagt der Fremde scharf. Er hebt den Revolver und drückt den Lauf in meine Seite. Im reflektierten Licht der Scheinwerfer kann ich seine gnadenlosen Augen sehen. Ich verstehe, dass er nicht gern „Verbrecher” genannt werden will. Auch der Teufel wird wahrscheinlich böse, wenn man ihn „Teufel” nennt. Ich bin ein Dummkopf. Kein Mensch nimmt heute mitten in der Nacht einen Mann im Auto mit, der an der Straße steht und winkt. Nur ich. Aus purer Sentimentalität! Auch ich hatte einmal so am Rande der Straße gestanden, und kaum daran erinnert, trat ich schon auf die Bremse, öffnete sogar die Tür, schickte Arco auf den Rücksitz, und kurz darauf sah ich den Revolver. „Zur Grenze!” befahl der Fremde.

Stecken Sie doch endlich Ihren Revolver weg”, sage ich jetzt. „Was kann ich bei diesem Tempo schon gegen Sie unternehmen? Ein Schuss löst sich schnell, wenn man den Finger am Abzug hat!”

Der Hund könnte doch dressiert sein”, argwöhnt der Fremde. Ich schweige.

Sie könnten mich schließlich belogen haben, nicht wahr?” fährt der Fremde fort. „In diesem Fall würden Ihre Lügen verdammt kurze Beine haben. Ehe der Hund zupackt, sind Sie erledigt.”
..Und Sie mit mir”, stelle ich fest. „Der Wagen wird sich überschlagen.”

„Richtig”, sagt der Fremde – mehr nicht. Ich sehe jedoch, wie er den Revolver zurückzieht, wie er ihn jetzt neben sich auf den Sitz legt.

Arco berührt mit seiner feuchten Nase meine Schläfe. Seine Nähe vermittelt mir das Gefühl der Sicherheit, und die Sicherheit schenkt mir einen guten Gedanken.

Ich verringere das Tempo, der Fremde sagt drohend: Na, was ist los? Warum fahren Sie langsamer?”
„Die Straße ist…”, sage ich und mache eine kurze Pause, in der ich tief durchatme, „… nass!”

Der Fremde schreit auf. Ich habe Mühe, den Wagen auf der Straße zu halten, denn neben mich drängt sich Arcos starker Körper. Ich blicke für eine Sekunde zur Seite und sehe, dass Arco seine Zähne in dem Fremden Nacken geschlagen hat, seine kräftigen scharfen Zähne, sehe, dass der Oberkörper des Fremden von Arco wuchtig nach unten gedrückt wird. Ich bremse so scharf wie möglich, erleichtere dadurch Arcos Aufgabe. Nun liegt er vollständig auf dem zusammengesunkenen Fremden und knurrt wie ein wildes Tier.

„Genug”, sage ich zu ihm, der seine Zähne nur widerwillig löst. Ich knipse die Wagenbeleuchtung ein und sehe das blutende Genick des Fremden. Ich richte ihn auf, greife nach seinem Handgelenk und bin froh, dass der Puls noch zu spüren ist. Dann angele ich mir den Revolver, stecke ihn in die Tasche und steige aus. Arco folgt mir, zögernd, immer noch knurrend. Er wird erst still, nachdem ich „Brav, Arco! Bist ein braver Hund!” gesagt habe. Er wedelt mit seiner Rute, als ich mich zu ihm niederbeuge und seinen Kopf gegen meine Brust drücke.
Gut, denke ich dabei, sehr gut, dass er „nass” nicht von „fass” unterscheiden konnte!